Presse

Sie befinden sich hier: Home/Kategorien/Presse

Rund um die Uhr

04. 05. 2021 von

Eine ungewöhnliche Uhr konnte dank der beiden Spezialisten Marius Rink und Christoph Dettmering restauriert werden.


Schon Goethe faszinierte die berühmte Hüsgen-Uhr, auf der nicht nur die Uhrzeit, sondern auch Datum, Stand von Sonne und Mond und das aktuelle astronomische Tierzeichen abzulesen sind. Unter dem Titel „Wenn der Bär schläft, ist eine Woche um“ werden Hintergründe zur Uhr und der Restaurierungsarbeiten im Goethehaus in der F.A.Z.  2020 beschrieben.
Den kleinen Bär kann man beim Schlafengehen beobachten, wenn er im Uhrgehäuse umfällt.
Bewundern kann man nicht nur die Uhr sondern auch den Boden, die nach den Restaurierungsarbeiten von Christoph Dettmering pünktlich zur  Weihnachtszeit wieder glänzten „wie Honigkuchen“.




Die Feier zum 25-jährigen Firmenjubiläum

16. 07. 2020 von

Das 25-jährige Firmenjubiläum wurde am Sonntag, dem 13. Oktober 2019 gefeiert

25-jähriges Atelier-Jubiläum Christopf Dettmering

Bei Quiche und Wein konnten die zahlreichen Besucher das vielseitige Tätigkeitsfeld Christoph Dettmerings kennenlernen. Die Atelierbesichtigung lieferte Einblicke in traditionelle Techniken und Oberflächenbehandlung musealer Möbel, Kunst- und Alltagsgegenstände, Wandvertäfelungen, Holzböden und -Bauteilen sowie lieb gewonnener Gebrauchsmöbel. Christoph Dettmering und seine langjährige Mitarbeiterin Sylke Röß präsentierten ihre Arbeiten, gaben ausführlich Auskunft und ließen sich beim Restaurieren über die Schulter schauen.

Jazz im Atelier

Musikalisch umrahmt wurde der Informationstag von dem Duo “The Art of Jazztainment“ mit Anke Schimpf am Saxofon und Stefan Kowollik an der Jazzgitarre. Angenehm beschwingt bei bekannten Tunes aus Jazz, Pop und Soul neigte sich der Tag für die Besucher dem Ende zu in der guten Hoffnung: das nächste Jubiläum kommt bestimmt!

 

 

 

Da ist kein Wurm (mehr) drin

10. 11. 2019 von

Fechenheim Europäischer Tag der Restaurierung wird am Sonntag gefeiert – auch am Main

Quellenangabe: Frankfurter Neue Presse vom 10.10.2019
 
der Frankfurter Restaurator, Tischlermeister und Sachverständige Christoph Dettmering
 
Seit genau 25 Jahren restauriert, hegt und pflegt Christoph Dettmering in seinem Atelier penibel alles, was aus Holz ist.
Foto: Holger Menzel

Der Blick ins Atelier ist vor allem eines: Atemberaubend. Es riecht nach Leinöl, Schellack, Alkohol und vor allem nach Holz. Vom Boden bis zur Decke türmen sich in mehreren Räumen Schränke, Kommoden, Schaukelpferde, Kinderwiegen, Stühle, Türen und noch viel mehr. Schubladen und Fächer großer antiker Apothekenschränke sind penibel beschriftet mit “Köpfe”, “Mahagoni”, “Eibe”, “Eiche”, “Rosenholz”, “Ebenholz” oder “Pflaume”. Vitrinen sind voller verschnörkelter Schlösser und Schlüssel, Blattgold, Schildpatt und fein gesägtem Messing. Christoph Dettmering (56) beugt sich über einen mit abgeschabtem Leder bezogenen Stuhl und löst vorsichtig mit einer Zange eine Knopfleiste. “Der gehört zu 22 Stühlen, die wir für das Städelmuseum restaurieren”, sagt er wie nebenbei und konzentriert sich darauf, mit einem Polierballen in sanften kreisrunden Bewegungen Schellack aufzutragen.
Dettmering lebt seinen Traum. Der Tischlermeister und Restaurator trägt Jeans und eine sportliche Brille an seinen Werkbänken. An der Wand hängt ein prächtiger Spiegel mit Blattgoldverzierungen im Rahmen aus dem 19. Jahrhundert. “Der ist jemandem runtergefallen. Der Rahmen war gerissen, ganz viele Verzierungen waren abgebrochen”, sagt er. Davon ist nichts mehr zu erkennen. Die Lackschichten hatte der Restaurator vorsichtig abgelöst, zerbrochene Teile wieder zusammengefügt und modelliert. Alltag für den Künstler, der auch ein dreijähriges Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft in Venedig am Europäischen Zentrum für Denkmalpflege absolviert hat. 1993 hat er sich im Nordend selbstständig gemacht, seit 2001 arbeitet er mit seinem Team in Fechenheim. Am Sonntag wird gefeiert. “Es passt einfach zusammen”, so Dettmering lächelnd. “Überall wird der Europäische Tag der Restaurierung gefeiert und wir haben unser 25. Jubiläum.”

Erinnerung als Wert

Er will zeigen, was den Beruf Restaurateur ausmacht. Ob abgebrochene Stuhlbeine von Privatmöbeln, die alte Drogerie im Kindermuseum Frankfurt, die prächtigen Eingangstüren der Hans-Böckler-Schule, Intarsien in Schlössern oder eine historische Weltkarte der Air-France, die heute im Air-France-Sitzungssaal in Paris hängt – es gibt nichts, was er nicht wieder in altem Glanz erstrahlen lässt. Von Renaissance bis Biedermeier, von Jugendstil bis Art Deco bis zu Möbelklassikern der Moderne. “Mir sind die Objekte wichtig und dass sie erhalten werden. Die meisten antiken Stücke haben ihren wahren Wert in der Erinnerung. Das gilt für Möbel in Privathaushalten ebenso wie in Museen und Schlössern”, ist der freundliche Praktiker überzeugt. Das Netzwerk aus Spezialisten vom Reinigen bis zum Polstern lässt Altes in der jetzigen Zeit leben. “Holz wurde früher jahrelang gelagert, bis es genutzt wurde. Auch das Heizen war völlig anders”, erklärt Dettmering die Notwendigkeit, antike Möbel zu konservieren.

Den Charme erhalten

Er erhält wertvolle Patina und Alterungspuren. Abschleifen ist für ihn absolutes Tabu. “Damit Charme und Geschichte erhalten wird.” Das gilt für die Restaurierung des Parkettbodens im Schloss Bad Homburg ebenso, wie für den Telefonschrank der Kaiserin, die einen Frankfurter Schrank dafür umgebaut hatte. Oder auch für Designerstühle.
Am Sonntag kann jeder das Atelier besichtigen. Zwischen 11 und 17 Uhr öffnet Dettmering die Türen seiner Werkstatt in der Salzschlirfer Straße 18. Bei Live-Musik, Riesling und Sekt, Kaffee, Streuselkuchen und Quiche. Besucher können ihm beim Restaurieren über die Schulter schauen, seine Arbeiten über einen Beamer bestaunen oder traditionelle Techniken und Materialien des Restaurateurs kennenlernen.
Wer mag, kann eigene Objekte mitbringen und sich beraten lassen, wie Uromas Schätzchen wieder frisch und strahlend wird.

Kunstwerk aus Leim, Lack und Holz

04. 08. 2019 von

Tischlermeister Christoph Dettmering hat für Air France KLM eine alte Weltkarte restauriert

Als Jean Signoret die alte Weltkar­te aus Holz in der deutschen Niederlassung der Air France, nahe der Zeil in Frankfurt am Main, entdeckte, wusste er, dass es sich um einen besonderen Fund handelt. Signoret ist Präsident des Air-France-Museums in Paris. I)ie Karte zeigt neben alten Flugrouten der Air France, die seit dem Jahr 1953 bedient wurden, auch Ölmalereien. Diese stehen stellvertretend für einen Kontinent. Australien zum Beispiel ziert ein Känguru. Viel ist über die Geschichte des Stückes nicht bekannt. Auch der Hersteller, die Firma Bembe, hat in ihren Archiven keine Unterlagen mehr über die Karte mit den Maßen 250 mal 120 Zentimeter.

Restauriert wurde die Weltkarte in der Werkstatt des Frankfurter Restaurators und Tischlermeisters Christoph Dettmering. Seit fast 25 Jahren ist sein Betrieb weit über das Rhein­Main-Gebiet hinaus bekannt. Der Fachbetrieb beschäftigt sich in erster Linie mit der Restaurierung und Konservierung von Möbeln und Holzobjekten. Dettmering musste zugeben: Ein so großes und bedeutendes Stück hatte er noch nicht in seiner Werkstatt. Der Restaurator sieht den Herstellungszeitraum in den 1950er-Jahren, was sich mit dem Zeitraum der Flugrouten deckt.

Bei der Voruntersuchung stellte Dettmering unter anderem lose Farbschollen an den Ölmalereien fest. Sie entstehen, wenn die Farbe brüchig und rissig wird. Der originale Lack, ein Nitrozelluloselack, war trotz schlechter Alterungseigenschaften gut erhalten. Das sei der guten Lagerung ohne intensive Sonneneinstrahlung zu verdanken sagt der Experte. Hätte der Lack abgenommen werden müssen, wäre ein wichtiges Zeitdokument von kunsthistorischer Bedeutung verloren gegangen. Dettmering konzentrierte sich bei seiner Arbeit schließlich auf die Konservie­rung und beschreibt den Aufbau der Weltkarte so: Als Trägerplatte wurde eine Tischlerplatte mit einer Mittellage aus Nadelholz gewählt. Für die aufgeklebten Messerfurniere wurden verschiedene Holzarten verwendet. Messerfurniere oder auch Binnenfurniere werden so genannt, weil das Furnier nicht mit der Säge, sondern industriell produziert wurde. Heikel hätte es werden können, wenn es durch die nur einseitig beklebte Trägerplatte zu Verformungen gekommen wäre. Das verhinderte jedoch die erstklassige Ausführung zur Entstehungszeit sowie ein Gerüst aus Nadelholz auf der Rückseite.

Bevor die Restaurierungsarbeiten beginnen konnten, musste die Karte gründlich gereinigt werden. Dazu wurde die Oberfläche abgesaugt und abgepinselt sowie lose Furniere wurden mit speziellen Klebebändern gesichert. Im Anschluss folgte eine Reinigung mit Lösungsmitteln. Dafür musste Dettmering verschiedene Methoden anwenden, da sich der Lack weder ablösen noch verändern oder in das Holz eindringen durfte.

Die teilweise losen Furniere wurden mit Glutinleimen, genauer Hasen- und Fischleimen, wieder mit der Trägerplatte verbunden. Diese Leime werden aus der Haut und den Knochen oder Gräten von Tieren hergestellt. Aufgrund der Größe des Objektes griff die Werkstatt auf eine Vorrichtung mit Gewichten und Hydraulikstühlen zurück, die die Furniere von der Decke aus niederdrückten. Die Restauratoren mussten sehr behutsam arbeiten, um hervorquellenden Leim zu entfernen und so Lackbeschädigungen vorzubeugen.

Nachdem die Leime getrocknet waren, wurden die Arbeiten am Gesamtwerk fortgesetzt. Die Restauratoren konnten die Schollenbildung an den Ölmalereien eindämmen und fehlende Stellen auffüllen und retuschieren. Zum Glück war die Weltkarte, wie Dettmering sagt, mit allen Furnieren, Malereien und der Lackoberfläche weitgehend original erhalten.

Die Arbeit des Frankfurter Spezialisten fand in der französischen Hauptstadt großes Gefallen. Als historisches Dokument hängt die Weltkarte aus Holz jetzt im Pariser Sitzungssaal des Verwaltungsrats der Fluggesellschaft Air France KLM.

Von Daniel Krause

Am liebsten erhaltend arbeiten

04. 08. 2019 von

Artikel in der Zeitschrift „exakt“, Ausgabe 11/2017

 

Am liebsten erhaltend arbeiten

Christoph Dettmering wollte eigentlich Pfarrer werden – entschied sich dann ober für den Beruf des Restaurators. Bei seiner Arbeit muss der Schreinermeister handwerkliche Fähigkeiten mit kunstgeschichtlichem Wissen verbinden, um den sehr unterschiedlichen Möbeln und Holzobjekten, die man ihm anvertraut, gerecht zu werden.

 

Wenn Christoph Denmering in seiner mit alten Hölzern, antiken Beschlägen und anderen interessanten Materialien gefüllten Werkstatt zum Hobel greift, geht er vorsichtig zur Sache. Schließlich hat der Stuhl, den er bearbeitet, einen hohen Wert – und sei es nur ein emotionaler Wert für dessen Besitzer. Oberflächenbehandlungen, Marketerie, Intarsien, Vergoldungen – die Anforderungen an einen Restaurator sind vielseitig. „Es ist ein breites Spektrum an Wissen nötig, um eine gute Restaurierung durchzuführen. Im Grunde genommen erfordert sie aber zunächst eine journalistische Tätigkeit”, sagt Dettmering, der seinen Beruf seit gut 30 Jahren ausübt. Man muss für die Befunduntersuchung das Möbelstück und dessen Restaurierung detailliert beschreiben und fotografieren”. Und dann müsse ein Restaurator natürlich die alten Handwerkstechniken, die frühere Möbelschreiner beherrschten, ebenfalls beherrschen. Er muss perfekt mit, Stemmeisen, Säge und anderen Schreinerwerkzeugen umgehen können. Die alten Möbel sind ja ehrlich und gut gebaut, mit sehr viel Liebe zum Detail“, erzählt der 54-Jährige. Und er müsse in der Lage sein, künstlerische Ergänzungen in verschiedenen Materialien, Perlmutt, Messing, oder Schildpatt vorzunehmen, „das ist schon eine kunsthandwerkliche Tätigkeit.“ Auch in der Stilkunde sollte er sich sehr gut auskennen, sowie „die gesamte Architektur verstanden haben, und das auf den Möbelbau übertragen können, beides steht ja in enger Beziehung.“

Christoph Dettmering konzentriert bei der Arbeit. Foto: Ulrike Frenkel

Gelernt hat Dettmering das alles auf ganz eigene Weise. Wie sein Vater und Großvater studierde er zunächst Theologie, brach aber nach drei Semestern ab, weil ihm klar wurde, dass er immer schon den Wunsch gehabt habe, etwas Handwerkliches zu machen. Er entdeckte seine Liebe zum Holz und wollte anfangs eher in Richtung Möbeldesign gehen. Während seiner Ausbildung bei der Kunsttischerei H. Faltus in Linden kümmerte er sich dann „immer ein bisschen um die alten Dinge, die dort so vorbeigebracht wurden“ und entdeckte, dass Restaurator ein eigenständiger Beruf ist. Die Ausbildungssituation war damals, vor über 30 Jahren, im Umbruch: „Die akademischen Restauratoren fingen an, sich vom Handwerk abzugrenzen. Daraus entwickelte sich der heutige Studiengang“.

Christoph Dettmering hat dann nicht studiert, ging aber einen Ausbildungsweg, der nicht rein handwerklich war, sondern auch der akademischen Ausbildung zugewandt“. Bald nach der Gesellenprüfung im Jahr 1987 trat er eine Volontärsstelle in Mannheim an, weitere drei Jahre arbeitete er bei einem Tischler und Restaurator in Kronberg und durfte als Stipendiat ans Europäische Zentrum für Denkmalpflege in Venedig gehen. Nach der Meisterprüfung 1993 („ich dachte mir, wenn die Zeiten mal nicht mehr so rosig sind, kann ich auch noch als Tischler arbeiten“) eröffnete er eine eigene Werkstatt für Möbel und Holzobjekte in Frankfurt. Mit Erfolg: „Wir sind ein vor allem im Rhein-Main-Gebiet aber auch bundesweit anrrkanner Restaurierungsbetrieb, wir haben unter anderem für die Neueröffnung des Mannheimer Schlosses Möbel restauriert. Auch die hölzerne Inneneinrichtung eines Bentleys und eine große Weltkarte, die in Frankfurt wiederentdeckt wurde und jetzt im Pariser Air France-Museum hängt hat man uns anvertraut“, erzählt der dreifache Vater, der auch noch als Sachverständiger der Handwerkskammer tätig ist. Die Werkstatt teile er mit seiner langjährigen Kollegin Sylke Rös, die sich vor allem in Sachen Oberflächen gut auskennt – die beiden teilen eine Berufsphilosophie.

Erhalten geht vor Erneuern

„Wir bleiben unserer eigenen Linie sehr treu, dass wir am liebsten konservatorisch, also erhaltend arbeiten und keine großen Eingriffe ins Mobiliar machen”, erklärt Christoph Dettmering. Manchmal sei das natürlich nicht möglich – wenn eine Kommode eine kaputte Laufkonstruktion hat, muss die ergänzt werden. „Das kann man aber auf sehr unterschiedliche Weise machen, möglichst wenig von der Originalsubstanz wegschneiden oder eine ganze Seitenwand austauschen. Wir sprechen das immer individuell mit unseren Kunden ab. Oft ist das auch eine Preisfrage“, erläutert der Fachmann.

Es kommen viele Privatkunden zu ihm, aber auch für große Hotels, Banken und Auktionshäuser hat er schon Reparatur-und Retuschierarbeiten ausgeführt. Obwohl übers lnternet ebenfalls Kunden akquiriere werden, ist in Zeiten der Digitalisierung für ihn das Geschäft nicht unbedingt leichter geworden – wir arbeiten in einem Luxussegment, und Antiquitäten sind derzeit nicht mehr so gefragt“, erklärt er. Unter anderem liegt das daran, dass Wohnungen immer kleiner werden, junge Leute mobil und flexibel sein müssen und ihr Geld eher für Computer und Reisen ausgeben als für teure Einrichtungsgegenstände. Dettmering findet allerdings, „dass in jeden Haushalt zumindest ein altes Möbel gehört, um eine schöne Mischung herzustellen“. Deshalb setze er sich für die Erhaltung des alten Handwerks ein, betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit, „damit diese alten Techniken nicht in Vergessenheit geraten” und veranstaltet Kurse zum Thema in seiner Werkstatt.

Trotz derzeit etwas geringerer Nachfrage: Aufgeben will er nicht. „Ich denke, dass nach dieser momentanen Flaute die Nachfrage nach Antikem auch wieder steigen wird“, sagt er. Wenn nicht vor Ort dann anderswo. „Wir haben ja ein tolles Kunsthandwerk in Deutschland, und ich könnte mir vorstellen, dass hier restaurierte Möbel irgendwann zum Beispiel nach China wandern, da ist das Interesse an europäischem Kulturgut groß.“

Ulrike Frenkel / Magazin „exakt“, 11/2017

 

Weniger ist manchmal mehr

12. 01. 2016 von

Fechenheimer Anzeiger, 07. Januar 2016

Möbel-Restaurator Christoph Dettmering gewährt Einblicke in seinen Beruf

Fechenheim (sh). Fast schon ehrfürchtig streichen die Teilnehmer einer ganz besonderen Veranstaltung der Volkshochschule Frankfurt über die Tür eines so genannten Frankfurter Schranks. Der Restaurator und Tischlermeister Christoph Dettmering hat das Möbelstück in seiner Werkstatt in der Salzschlirfer Straße in Fechenheim-Nord restauriert. Im Rahmen der Veranstaltung berichtet er über seine Tätigkeit und ermöglicht Einblicke in die Werkstatt.

Als Dettmering im Jahr 2000 mit seiner Werkstatt aus dem Nordend in das Fechenheimer Gewerbegebiet zog, brauchte es eine gewisse Anlaufzeit. „Das Areal hat sich sehr gemacht. Der Gewerbeverein hat sich bemüht, das Gebiet mit Leben zu füllen und die Stadt Frankfurt hat den Zuzug von Kreativen gefördert, sodass ich hier mittlerweile sehr glücklich bin“, berichtet Dettmering. Die Räumlichkeit fand er aufgrund des großzügigen Platzangebots sehr verlockend. Seine ursprüngliche Idee sei gewesen, ein Restaurierungszentrum in Frankfurt zu etablieren, doch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hätte es eine Verschiebung der Prioritäten in der Bevölkerung gegeben. „Ich arbeite in einem Luxussegment. Alte Möbel sind nicht lebensnotwendig, Restaurierungen wurden hinten angestellt. Deshalb bin ich von der Idee eines Restaurierungszentrums wieder abgekommen“, sagt er.
Zu den Leistungen, die Dettmering anbietet, gehören unter anderem das Reinigen von Oberflächen, Handpolituren zum Beispiel mit Schellack, Polsterarbeiten und Stuhlgeflechte, Beratungen und das Erstellen von Gutachten. Meistens erhält er Aufträge von Privatpersonen, die ihre Möbel – sei es aus dem Jugendstil, Barock, Biedermeier oder der Neuzeit – restauriert und konserviert haben möchten.
Außerdem liegt es dem Restaurator am Herzen, Öffentlichkeitsarbeit über seinen außergewöhnlichen Beruf zu betreiben. „Ich möc hte das Handwerk für die Menschen erlebbar machen. Sie können in meinem Atelier die Möbel anfassen, die Oberflächen fühlen und die Materialien riechen. Die Möbel sind viel zu schön, als sie im Geheimen versteckt zu halten“, sagt er. „Sie sind ehrlich und gut gebaut. Das übt einen großen Reiz aus.“
Als sich Dettmering seinerzeit dafür entschieden hatte, Restaurator zu werden, gab es zunächst keinerlei Informationen über dieses Berufsbild. „Es war ein geheimnisvoller Beruf, der damals nicht anerkannt war, inzwischen ist es ein Studiengang“, erklärt er. Bevor Dettmering eine Schreinerlehre und die Ausbildung zum Restaurator absolvierte, studierte er Theologie. Doch er brach das Studium ab. „Ich wollte etwas anderes machen als mein Vater und mein Großvater“, sagt er. Er entschied sich für das Material Holz. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn habe er viel in der Baudenkmalpflege gearbeitet und beispielsweise Parkettböden in Schlössern restauriert. „Die Arbeit erforderte unter anderem Reisetätigkeiten. Das war nicht mit der Familie vereinbar“, führt Dettmering aus. Deshalb habe er sich auf Möbel spezialisiert. Im Rahmen seiner Ausbildung habe er sich zwar Perfektionismus antrainiert, doch beim Restaurieren von alten Möbeln sei es wichtig, sich in Sachen Perfektion zurückzuhalten. „Da muss man umdenken, denn das Möbel darf nach der Restaurierung nicht neu aussehen“, erläutert Dettmering. Abgeschliffen werde nur in Notfällen, die Originalität des Möbels steht an erster Stelle. „Manchmal ist weniger mehr“, lautet sein Fazit.
Und auch wenn weniger mehr ist, kostet eine Restaurierung viel Zeit. Um zum Beispiel eine gute Schellackpolitur hinzubekommen, muss der Lack mit Bims poliert werden. „Das bedeutet eine langwierige Oberflächenbehandlung, bei der das Material mit einem Ballen eingearbeitet wird.“, führt er aus. Der Vorgang erfordere viel Übung und Fingerspitzengefühl. Die Oberfläche muss am Ende spiegelglatt sein und darf keine Spuren oder Struktur enthalten. In dreieinhalb Jahren hat Dettmering die Technik erlernt. „Man entwickelt einen unglaublichen Ehrgeiz“, sagt er. Stühle seien extrem arbeitsintensiv, erläutert er. Es gibt viele Leimverbindungen durch Lehne, Sitz, Streben und Beine, verdeutlicht Dettmering anhand eines Biedermeier- Stuhls. Zum Leimen verwendet er in diesem Fall Fischleim, der kalt verarbeitet wird und lange trocknen muss. Dann kommt noch die Polsterung hinzu. „Ein guter Stuhl kostet mindestens 500 Euro“, klärt er auf.
Möbel waren damals teuer und wurden auch entsprechend behütet. „Heute leben wir anders“, sagt er mit Blick auf seine eigenen Kinder, die eine „Fläz-Couch“ einem Biedermeier-Sofa vorzögen. Für die Zukunft ist er aber voller Hoffnung: „Bei der nächsten oder übernächsten Generation wird wieder ein Umdenken stattfinden. Wenn der Mensch gesättigt ist, wird er sich wieder auf das Ursprüngliche besinnen.“ Darüber hinaus gibt Dettmering den Rat, Antiquitäten und Kunst nicht als Wertanlage zu betrachten. „Sie müssen einem gefallen, Spaß machen und guttun.“

PDF zum Download:

160107_HU_BEFA_009

Ein Blick auf die Arbeit eines Restaurators

30. 08. 2012 von

Frankfurter Neue Presse . 06.03.2002

»Bürgerliche Ensembles des 19. Jahrhunderts« im Atelier Dettmering

Frankfurt. Bei dezenter Salonmusik kann man noch heute im Atelier Dettmering in der Salzschlirfer Straße 18 edle Möbel betrachten und einen Blick hinter die Kulissen einer Restaurierungswerkstatt werfen. Allein 200 Besucher nutzten bei der Neueröffnung des Ateliers die Gelegenheit.

Neben Dokumentationen wird auch der praktische Teil der Arbeit präsentiert. Man kann traditionelle und anerkannte Konservierungsmethoden kennen lernen und Mitarbeiter bei Furnierergänzungen oder Schellackpolituren beobachten. Von der Reparatur eines Stuhlbeins über die Restaurierung kompletter Einrichtungen bis hin zu Gutachten und individueller Beratung reicht der Service eines solchen Unternehmens.

»Das ist ja wie in einem Museum«, staunten die ersten Besucher der Ausstellung »Bürgerliche Ensembles des 19. Jahrhunderts« in dem Atelier, das gerade aus dem Nordens in den Frankfurter Osten gezogen ist. Poster und Schrifttafeln informierten zu den einzelnen Möbeln, ihren Geschichten und Pflege des wertvollen Mobiliars. Die Mitarbeiter standen für Informationen und Beratung ebenfalls zur Verfügung. Die Geschichten, mit denen Restaurator Christoph Dettmering seine Arbeit veranschaulichte, reichten vom Leben des Holzwurms und der Lackschildlaus über ein kürzlich entdecktes Jugendstilzimmer bis hin zu Konservierungsmaterialien, die verwendet werden.

Die Besucher waren überrascht von dem Aufwand, der bei Restaurierungen betrieben werden muss, als sie selbst bei Furnierarbeiten Hand anlegen konnten. Filigranes Arbeiten ist da neben genauem Hinschauen ebenso gefragt wie eine notwendige Geduld. Restaurierungswürdige Schmuckstücke fänden sich fast in jedem Haus, erzählte Dettmering, der auch in der Baudenkmalpflege tätig ist. So war er unter anderem für eine Wandvertäfelung des Rosenkabinetts aus dem Schloss Engers am Rhein verantwortlich.

(ms)

Antikes erfordert Akribie

24. 06. 2012 von


FRANKFURTER Nachrichten .  28. Dezember 1993 /

Mit Schwung fährt der Hobel über das schmale, lange Holzstück. Späne fallen. Kraft und Geschick muß der Frankfurter Möbelrestaurator Christoph Dettmering aufwenden, um sein Werkzeug zu führen. Nicht ohne Stolz führt er den Hobel vor. Für den Laien sieht er alt und abgetakelt aus. Doch für den Möbelrestaurator ist er wertvoll, denn um Möbel stilecht zu restaurieren, sind oft alte, traditionelle Handwerks-Techniken von Nöten. Die Verwendung von altem, funktionstüchtigem Werkzeug gibt da den letzten Schliff.

Umfassende handwerkliche Fähigkeiten muß der Restaurator mitbringen, wenn er sich an den antiken Stücken zu schaffen macht. Die reine Schreiner-Arbeit muß jedoch mit grundlegenden kunstgeschichtlichem Wissen gepaart sein. Denn aus der epochalen Bestimmung einer Kommode lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die damals gängige Technik und Bauart ziehen. Die Basis für eine stilechte Restaurierung.
Kleiderschränke. Sekretäre, Kommoden. Tische und immer wieder Stühle, zählen zum Mobiliar, das dem 30jährigen Dettmering in der Regel in die Hände kommt. Für antik, wertvoll und erhaltenswert wird vieles befunden. Und wenn die Spanne zwischen Marktwert und Restaurierungskosten zu groß ist. wird die Restaurierung mit dem Liebhaberwert begründet.

Eine Restaurierung ist jedoch nicht immer angeraten. »Schließlich handelt es sich um einen Eingriff in das Original«, gibt Dettmering zu bedenken, wenn dem alten Möbelstück eine »neue Haut aufgezwängt wird«. Bei einer rigorosen Überarbeitung würde der wahre, gealterte Zustand, die Identität des Möbelstückes verloren gehen. »Vielmehr sei es jedoch wichtig Alterungsspuren sichtbar zu lassen«, so Dettmering, der lieber von der »Konservierung« eines Möbelstückes spricht. Historische Polituren regenerieren und die Patina erhalten, sei angesagt.

Die Arbeit am Möbel, egal ob Restaurierung oder Konservierung, ist jedoch immer ein vielschichtiger Prozeß. Muß die Oberfläche eines Möbels entfernt werden, geschieht das schlicht mechanisch. Die Reinigung der Oberfläche – Dettmering spricht von einem Gesicht, das mit alten Zügen interessant wird – muß jedoch vorsichtig geschehen. Mit Lösungsmittel-Versuchen. Wasser, Seife oder schärferen Mitteln, tastet man sich an die Oberfläche, die nicht verletzt werden soll, heran. Abschleifen oder ablaugen wären eher Radikalkuren.
Chemikalien sind in der Werkstatt jedoch nicht wegzudenken. Ungefährlich ist es nicht immer – auch für die Möbelbesitzer. Berüchtigt unter Restauratoren war etwa ein Mittel gegen Holzwürmer. Das war zwar wirkungsvoll. enthielt aber das Pflanzengift Lindan. Rückstände im behandelten Möbelstück seien nicht auszuschließen, so Dettmering. Auf die Verwendung umweltfreundlicher Chemikalien sollte Wert gelegt werden.

Intarsien, Marketerien, Vergoldungen oder Hand-Polituren – die Palette möglicher Arbeiten und Techniken an Möbeln und Holzobjekten ist umfassend. Ein Stuhlbein auszubessern, ist noch verhältnismäßig leicht. Zur wahren Puzzle-Arbeit kann jedoch die Ergänzung eines abgeplatzten Furniers werden. Das Problem, das richtige, passende Holz dafür zu finden, ist jedoch ein generelles Problem beim Restaurieren. Holzart, Maserung, Farbe, Ausbleichung und andere Eigenschaften müssen oder sollten mit dem Original übereinstimmen. Für Dettmering wird deswegen jede Keller-Entrümpelung, jeder Trödel-Haufen auf der Straße mit alten Hölzern und Möbeln zur willkommenen Fundgrube. Soweit der Platz reicht, sammelt er in seiner Hinterhof -Werkstatt im Frankfurter Nordens alte Hölzer. Unter speziellen Rahmenbedingungen wird Holz auch bewußt abgelagert: Licht, Temperatur und Feuchtigkeit sind hier Faktoren. Beim Ergänzen von wichtigen Teilen – neben entsprechenden Hölzern werden oft auch Scharniere, Schlösser, Ringe oder Griffe benötigt – hilft das Restauratoren-Versandhaus weiter.

Bei der Art der verwendeten Materialien spielt wieder die stilgeschichtliche Bewertung des Möbels eine Rolle. Knochen, Elfenbein oder Holz, Harze, Wachse, Pigmente, Beize und Leime … – je nach Entstehungs-Epoche können sich die Materialien unterscheiden. Die Auswahl ist oft groß.

Die Dauer einer Restaurierung gestaltet sich demnach recht unterschiedlich: Von fünf bis 200 Stunden reicht der Zeitrahmen, so Dettmering. Abgerechnet wird nach Stundenlohn und Materialkosten. Zu den Kunden zählen vorwiegend Privatleute – richtig interessant wird es jedoch, wenn Museen Restaurie-rungs-Aufträge vergeben. Der Anspruch an die Qualität der Arbeit sollte jedoch nicht vom Wert eines Möbels abhängen, meint Dettmering. Bei ihm kommt denn auch jedes Möbel ins Atelier. Denn »schäbige Möbel« gibt es für ihn als Restaurator nicht.

Bernd Günther

Der Restaurator schätzt den Charme des Alters

03. 05. 2012 von

Hier ist Augenmaß gefordert: Christoph Dettmering (rechts) mit seinen Mitarbeitern Dagmar Pletzsch (hinten) und Thomas Kollatz. Zum Arbeitsgerät im Fechenheimer Atelier zählen Hobel, Skalpell und Spritze genauso wie Mikroskop und Ultraschall.

Fechenheim. Ursprünglich wollte Christoph Dettmering Pfarrer werden wie sein Vater. Doch nach vier Semestern Theologie hatte sich das stärkere Verlangen durchgesetzt. Der heute 38-jährige wechselte ins Handwerk und machte eine Tischlerlehre. 1993 gründete der Meister sein Atelier im Nordend, jetzt ist der Betrieb nach Fechenheim umgezogen.
„Hier in der Salzschlirfer Straße finden wir die optimalen Arbeits-möglichkeiten in großzügigen Räumen und bei besten Tages-lichtverhältnissen vor”, sagt Dettmering. Bedingungen, die er benötigt, um seiner Leidenschaft zu frönen. Dem Restaurieren von Möbelstücken. „Von ihrer Patina und den typischen Altersspuren geht Charme aus, der ablesbar bleiben soIlte und durch nichts zu ersetzen ist.”
Um dies zu garantieren, hat er einen Stab von fünf Mitarbeitern rekrutiert. Zudem bereitet Dettmering Interessenten auf die Aufnahmeprüfung für den Studiengang Restaurierung vor,
Gelernt hat er Wissen und Technik in einem Fachbetrieb in Mannheim sowie beim Studium in Venedig. Ist doch künstgeschichtliche Kenntnis unabdingbar, um aus der Bestimmung der Epoche Rückschlüsse zu ziehen auf die damals gängige Technik und Bauart.
Dettmering und sein Team montieren abgebrochene Stuhlbeine genauso wie lose Furniere. Auch ersetzen sie fehlende Intarsien, beseitigen schadhafte Lacke oder schützen Holz vor Schädlingen. Schon in Vergessenheit geratene Techniken wie Schellack-Handpolituren zählen zu den Spezialitäten der Mitarbeiter. „Diese Materialien sind ebenso natürlich wie die eingesetzten Knochen-, Haut- und Hasenleime.”
Seit 1996 arbeitet er zudem als Sachverständiger, erstellt Expertisen in Schadensfällen. „Dokumentation gehört zum Handwerk.“ Auch sein Betrieb selbst halte jeden Schritt im Bild fest, um im Streitfalle der Versicherung nachweisen zu können, wie ein Möbelstück im Originalzustand aussah und sich durch die Behandlung verändert hat.
Doch seinen Sachverstand lässt Dettmering auch an anderer Stelle einfließen. Wer sicherstellen möchte, dass er auf einem Antik-Flohmarkt auch tatsächlich ein Schnäppchen macht, kann sich von dem Experten begleiten lassen.
Der gibt dann Auskunft, ob es sich rechnet, die vermeintliche Antiquität zu restaurieren. Besonders arbeitsintensiv und damit teuer sei zum Beispiel das Aufmöbeln von Stühlen, sofern sie sich aus einer Vielzahl von Elementen zusammensetzen.
Zu den außergewöhnlichen Aufträgen zählen die Wiederherstellung der Wandvertäfelung eines niederrheinischen Schlosses, aber auch der Innenausstattung eines Rolls-Royce. Die Fachleute kümmern sich aber auch um die Restaurierung von Beschlägen, Vergoldungen und FIechtwerk sowie um die Vermittlung der Polsterarbeiten. Und damit es nicht zu Bandscheibenvorfällen der Kunden kommt, bietet Dettmering auch den Transport der Möbel an. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 447757.

Von Petra Manning

Neues Make up für schöne alte Möbel

07. 03. 2012 von

Frankfurter Neue Presse /

Christoph Dettmering führte Redakteurin Wiebke Fey und das Publikum in die Kunst der Möbel-Restaurierung ein.

Das Tischchen aus Rosenholz, Ahorn und Buchsbaum ist nicht nur ein Schmuckstück – es ist natürlich auch ein Schatz. Entstehungsjahr: um 1750, Entstehungsort Frankreich. Restaurator und Tischlermeister Christoph Dettmering hatte die Kostbarkeit mit in den FNP:City-Treff gebracht, um unseren Lesern seine Arbeit am praktischen Beispiel zu erklären.
Der 31 jährige gebürtige Frankfurter hat erst vor einem Jahr sein Atelier in der Rotlintstraße eröffnet und ist der Meinung, daß in Bezug auf Mobelrestauration viele Informationslücken geschlossen werden müssen. Von Geheimniskrämerei hält er nichts; auch nicht, wenn es um Rezepturen für alte Polituren geht. In erster Linie, so erläuterte er unseren zahlreichen Besuchern, ginge es darum, die alten Stücke zu konservieren, ihren Wert zu erhalten oder zu steigern. Ausgangspunkt sei der Zustand, in dem sich das historische Stück jeweils befindet. Ein Restaurator dürfe dem Objekt auf keinen Fall eine zweite, das heißt neue Gestalt aufprägen. Dettmering: „In Deutschland liebt man glatte, hochglänzende Möbel allzusehr.”
Die Vergangenheit ist mit dem kleinen, französischen Damenschreibtisch nicht gerade zimperlich umgegangen: Da wurde nämlich auch schon vor vielen Jahren dran herumgewerkelt und der Lack rigoros abgeschliffen. Unebenheiten in der Platte zeigen das auch jetzt noch. Doch alte Möbel haben Narben, die das Leben geschaffen hat und die oft auch einen besonderen Reiz ausüben. Dettmering rät deshalb zum Beispiel nicht unbedingt dazu, Risse im Holz beseitigen zu lassen. Historische Alterungsspuren und Patina sollen sichtbar bleiben. Verletzungen, die dem alten Stück schaden könnten, sollten aber beseitigt und Polituren regeneriert werden.
Eine Menge Tips hatte er für die Pflege parat. Wichtigste Voraussetzung: Die richtige Luftfeuchtigkeit (55 Prozent) in den Räumen, nicht zu stark heizen und keine Möbelpolitur verwenden. Viele der darin enthaltenen Öle würden auf Dauer Schaden anrichten. Mit dem guten, alten Staubwedel ließen sich Verschmutzungen besser entfernen als mit einem Pinsel (der könne kratzen).
Wolle der Besitzer beim Restaurieren selbst ans Werk gehen, so sollte er sich wenigstens Rat vom Fachmann geben lassen. Das Entfemen alter Lacke im Laugenbad sei viel zu aggressiv. Eine gründliche Reinigung sollte mit destilliertem Wasser und ein wenig Schmierseife vorgenommen werden. Und wer dem Holzwurm zuleibe rücken will? Der sollte in jedem Fall auf herkömmliche Methoden mit Lösungsmitteln verzichten. Sie seien viel zu gefährlich für den Menschen. Besser sei es, das Möbelstück in eine Begasungsfirma zu geben, wo neue Methoden mit Wärme und Feuchtigkeit angewendet würden.

Wiebke Fey