Hier ist Augenmaß gefordert: Christoph Dettmering (rechts) mit seinen Mitarbeitern Dagmar Pletzsch (hinten) und Thomas Kollatz. Zum Arbeitsgerät im Fechenheimer Atelier zählen Hobel, Skalpell und Spritze genauso wie Mikroskop und Ultraschall.
Fechenheim. Ursprünglich wollte Christoph Dettmering Pfarrer werden wie sein Vater. Doch nach vier Semestern Theologie hatte sich das stärkere Verlangen durchgesetzt. Der heute 38-jährige wechselte ins Handwerk und machte eine Tischlerlehre. 1993 gründete der Meister sein Atelier im Nordend, jetzt ist der Betrieb nach Fechenheim umgezogen.
„Hier in der Salzschlirfer Straße finden wir die optimalen Arbeits-möglichkeiten in großzügigen Räumen und bei besten Tages-lichtverhältnissen vor”, sagt Dettmering. Bedingungen, die er benötigt, um seiner Leidenschaft zu frönen. Dem Restaurieren von Möbelstücken. „Von ihrer Patina und den typischen Altersspuren geht Charme aus, der ablesbar bleiben soIlte und durch nichts zu ersetzen ist.”
Um dies zu garantieren, hat er einen Stab von fünf Mitarbeitern rekrutiert. Zudem bereitet Dettmering Interessenten auf die Aufnahmeprüfung für den Studiengang Restaurierung vor,
Gelernt hat er Wissen und Technik in einem Fachbetrieb in Mannheim sowie beim Studium in Venedig. Ist doch künstgeschichtliche Kenntnis unabdingbar, um aus der Bestimmung der Epoche Rückschlüsse zu ziehen auf die damals gängige Technik und Bauart.
Dettmering und sein Team montieren abgebrochene Stuhlbeine genauso wie lose Furniere. Auch ersetzen sie fehlende Intarsien, beseitigen schadhafte Lacke oder schützen Holz vor Schädlingen. Schon in Vergessenheit geratene Techniken wie Schellack-Handpolituren zählen zu den Spezialitäten der Mitarbeiter. „Diese Materialien sind ebenso natürlich wie die eingesetzten Knochen-, Haut- und Hasenleime.”
Seit 1996 arbeitet er zudem als Sachverständiger, erstellt Expertisen in Schadensfällen. „Dokumentation gehört zum Handwerk.“ Auch sein Betrieb selbst halte jeden Schritt im Bild fest, um im Streitfalle der Versicherung nachweisen zu können, wie ein Möbelstück im Originalzustand aussah und sich durch die Behandlung verändert hat.
Doch seinen Sachverstand lässt Dettmering auch an anderer Stelle einfließen. Wer sicherstellen möchte, dass er auf einem Antik-Flohmarkt auch tatsächlich ein Schnäppchen macht, kann sich von dem Experten begleiten lassen.
Der gibt dann Auskunft, ob es sich rechnet, die vermeintliche Antiquität zu restaurieren. Besonders arbeitsintensiv und damit teuer sei zum Beispiel das Aufmöbeln von Stühlen, sofern sie sich aus einer Vielzahl von Elementen zusammensetzen.
Zu den außergewöhnlichen Aufträgen zählen die Wiederherstellung der Wandvertäfelung eines niederrheinischen Schlosses, aber auch der Innenausstattung eines Rolls-Royce. Die Fachleute kümmern sich aber auch um die Restaurierung von Beschlägen, Vergoldungen und FIechtwerk sowie um die Vermittlung der Polsterarbeiten. Und damit es nicht zu Bandscheibenvorfällen der Kunden kommt, bietet Dettmering auch den Transport der Möbel an. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 447757.
Von Petra Manning