Frankfurter Neue Presse /
Christoph Dettmering führte Redakteurin Wiebke Fey und das Publikum in die Kunst der Möbel-Restaurierung ein.
Das Tischchen aus Rosenholz, Ahorn und Buchsbaum ist nicht nur ein Schmuckstück – es ist natürlich auch ein Schatz. Entstehungsjahr: um 1750, Entstehungsort Frankreich. Restaurator und Tischlermeister Christoph Dettmering hatte die Kostbarkeit mit in den FNP:City-Treff gebracht, um unseren Lesern seine Arbeit am praktischen Beispiel zu erklären.
Der 31 jährige gebürtige Frankfurter hat erst vor einem Jahr sein Atelier in der Rotlintstraße eröffnet und ist der Meinung, daß in Bezug auf Mobelrestauration viele Informationslücken geschlossen werden müssen. Von Geheimniskrämerei hält er nichts; auch nicht, wenn es um Rezepturen für alte Polituren geht. In erster Linie, so erläuterte er unseren zahlreichen Besuchern, ginge es darum, die alten Stücke zu konservieren, ihren Wert zu erhalten oder zu steigern. Ausgangspunkt sei der Zustand, in dem sich das historische Stück jeweils befindet. Ein Restaurator dürfe dem Objekt auf keinen Fall eine zweite, das heißt neue Gestalt aufprägen. Dettmering: „In Deutschland liebt man glatte, hochglänzende Möbel allzusehr.”
Die Vergangenheit ist mit dem kleinen, französischen Damenschreibtisch nicht gerade zimperlich umgegangen: Da wurde nämlich auch schon vor vielen Jahren dran herumgewerkelt und der Lack rigoros abgeschliffen. Unebenheiten in der Platte zeigen das auch jetzt noch. Doch alte Möbel haben Narben, die das Leben geschaffen hat und die oft auch einen besonderen Reiz ausüben. Dettmering rät deshalb zum Beispiel nicht unbedingt dazu, Risse im Holz beseitigen zu lassen. Historische Alterungsspuren und Patina sollen sichtbar bleiben. Verletzungen, die dem alten Stück schaden könnten, sollten aber beseitigt und Polituren regeneriert werden.
Eine Menge Tips hatte er für die Pflege parat. Wichtigste Voraussetzung: Die richtige Luftfeuchtigkeit (55 Prozent) in den Räumen, nicht zu stark heizen und keine Möbelpolitur verwenden. Viele der darin enthaltenen Öle würden auf Dauer Schaden anrichten. Mit dem guten, alten Staubwedel ließen sich Verschmutzungen besser entfernen als mit einem Pinsel (der könne kratzen).
Wolle der Besitzer beim Restaurieren selbst ans Werk gehen, so sollte er sich wenigstens Rat vom Fachmann geben lassen. Das Entfemen alter Lacke im Laugenbad sei viel zu aggressiv. Eine gründliche Reinigung sollte mit destilliertem Wasser und ein wenig Schmierseife vorgenommen werden. Und wer dem Holzwurm zuleibe rücken will? Der sollte in jedem Fall auf herkömmliche Methoden mit Lösungsmitteln verzichten. Sie seien viel zu gefährlich für den Menschen. Besser sei es, das Möbelstück in eine Begasungsfirma zu geben, wo neue Methoden mit Wärme und Feuchtigkeit angewendet würden.
Wiebke Fey